Wünsche ein wundervolles …
Januar 2nd, 2012… und lebenspralles Jahr.
Ansonsten ist im Moment Blogpause.
… und lebenspralles Jahr.
Ansonsten ist im Moment Blogpause.
Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, junge und mittelältere und ältere.
Vor 2000 Jahren gab es auf der Welt eine recht geringe Zahl von Menschen, die lesen und schreiben konnten. Die Weltbevölkerung zählte damals gerade mal 300 Millionen Menschen. Das Leben der meisten von ihnen war geprägt durch körperlicher Arbeit auf den Feldern. Eine ausgewiesene Kindheit und Zeit für Muße gab es für den normalen Menschen nicht. Da die durchschnittliche Lebenserwartung halb so groß war wie heute, war die Pubertät keine Problemzeit, sondern Aufbruchszeit. Das „körperliche Erwachsen werden“ und das „Verantwortung übernehmen“ fielen zusammen. Die Pubertät setzte ja auch erst viel später ein. Heute müssen wir uns als Weltbürger einer veränderten Situation stellen. Erfindungen wie Dampfmaschine, Elektromotor, Computer und Internet kennzeichnen einige Stationen der menschlichen Klugheit, die gekoppelt mit Erkenntnissen auf tausenden von speziellen Wissensgebieten vollständig veränderte Anforderungen an den Einzelnen stellen. Die allgemeine Schulpflicht hat sich weltweit ganz klar deshalb verbreitet, weil es sich in den letzten 200 Jahren gezeigt hat, dass bei allen Staaten, die auf sie gesetzt hatten, innerhalb kurzer Zeit das Bruttosozialprodukt massiv anstieg. Das geschah meist entgegen den Bedürfnissen eines größeren Teils der Landbevölkerung, der seine Kinder lieber auf den Feldern gesehen hätte als auf der Schulbank. Dass wir heute auf diesem kleinen Planeten, der um einen mittelgroßen Stern namens Sonne am Rande einer Galaxie namens Milchstraße kreist, zusammen mit 7.013.080.945 – so zeigt gerade der Live-Counter im Internet, also mit über 7 Milliarden Weltbürgerinnen und Weltbürgern leben können, verdanken wir den Auswirkungen unserer hohen Lernfähigkeit als Mensch in der Medizin, den Naturwissenschaften und vielen anderen Bereichen. Die Erde würde unter den Wissensbedingungen von vor 2000 Jahren nur einen minimalen Bruchteil der heutigen Weltbevölkerung ernähren können. Der Preis, den wir alle für unsere Existenz zahlen müssen, heißt nun eben allgemeine Schulpflicht samt dem Versuch der permanenten Optimierung. Die Pisa Studie wurde deshalb auch nicht nur aus Langeweile einiger Bildungswissenschaftler ins Leben gerufen, sondern muss unter dem Stichwort Optimierung existierender Ressourcen gesehen werden. Das ist so etwas wie das Schürfen nach Gold in großem Stil. Nur dass sich das Gold selbst sehr häufig in den Schulen zu entziehen versucht. Die Pubertät ist in den letzten 100 Jahren auch noch von 17 auf 12,5 Jahre vorgerutscht. Wohl die Auswirkungen einer gut ernährten Gesellschaft. Dagegen muss aber dann zum Beispiel eine spätere Ärztin noch fast 20 Jahre warten und lernen, bis sie eigenständig beruflich zum Einsatz kommen kann. Vor 2000 Jahren war es nicht ungewöhnlich, dass Menschen in dem Alter starben, in dem heute ein akademischer Berufsanfänger ins Berufsleben startet. Die Evolution hat die Entwicklungszyklen des Menschen aus schulischer Sicht dummerweise komplett falsch an die veränderte Situation angepasst. Pubertät mit 25 wäre die richtige Antwort der Natur auf die Entwicklung des menschlichen Geistes gewesen. Pubertät mit 12,5 war eine völlig unbedachte Entscheidung des Evolutionskomitees und würde bei jeder Fremdevaluation ein dickes Minus bekommen - mit dem Auftrag, hier schleunigst nachzubessern. So lange müssen wir behutsam und geduldig mit uns Menschen in jungen Jahren umgehen, Nachsicht haben, wenn unser Geist an der eigentlich vollkommen falschen Stelle rebelliert. Müssen mit den alten Köpfen geduldig den jungen Köpfe immer und immer wieder helfen, zu erkennen, dass diese für sie scheinbar unsinnige Veranstaltung von Schule eine zwingende Notwendigkeit für den modernen Weltbürger ist. Ein diffiziles Anliegen auf sehr hohem Niveau.
Ich wünsche in diesem Sinne eine erholsame Weihnachtszeit mit vielen erquicklichen Gesprächen in der Familie.
Ihr Heinz Bayer
Die aktuelle Seite der Woche:
Zuhören bringt’s
Ja, es wäre sehr hilfreich, wenn es möglich wäre, dass Eltern erfahren könnten, wie ihre Kinder anderen Kindern zuhören können. Dann würden ganz viele Eltern bei den Lehrern nachfragen, was sie denn machen sollen, dass sich das ändert. Denn klar ist, dass Schüler, die anderen Schülern zuhören können, wenn sie etwas zum Unterricht beitragen, einen riesigen Vorteil haben. Sie lernen vollautomatisch mehr als die, die nur dann aufmerksam sein können, wenn es um sie selbst geht. Nach ein paar Jahren ist der Unterschied gravierend. Obwohl der Ausgangspunkt der gleiche war. Was Eltern machen sollen? Immer und immer wieder und unentwegt nachfragen und genau dies gebetsmühlenartig wiederholen. Kinder wollen gut in der Schule sein. Wenn sie wissen, warum sie vielleicht Probleme haben, dann wird sich das nicht sofort ändern lassen. Aber im Laufe der Zeit natürlich. Wenn man es nur immer wieder auf den Tisch legt. Die Lösungen. Zum Beispiel: Mitschülern zuhören. Das bringt’s. Viele können’s, viele nicht.
Das pdf der Woche
sich klug essen
Habe gerade ein wenig nach Büchern gesucht. “Die Ernährungslüge - Wie uns die Lebensmittelindustrie um den Verstand bringt.” Ein Buch von Dr. Hans-Ulrich Grimm. Die Thesen passen zum Wochenthema. Klar die Thesen sind sehr hart. Essen wir uns dumm? Sinkt der allgemeine IQ tatsächlich durch die industriell gefertigte Nahrung? Man muss das, was dort steht ja nicht eins zu eins nehmen und sich den Appetit ganz verderben lassen. Aber wenn Sie sehen könnten, was so manche Kinder für das Geld, das sie in die Schule mitbekommen, für definitiv falsche Nahrung ausgeben, die einem positiven Lernprozess auch nach lange bekannten Gesichtspunkten schadet, dann wäre es zumindest einen Versuch wert, auszuprobieren, ob gehirngerechte Ernährung nicht viel billiger und effektiver ist als Nachhilfe. An unserer Schule machen alle Sechsklässler/innen zwei Fitness- und Ernährungstage mit. Gehirn und Bewegung und die Bedeutung eines pfiffigen, gehirngerechten Pausenbrots, dass sind dort die Themen. Kinder wissen davon meist überhaupt nichts. Man muss es ihnen aber zumindest sagen. Es kann für so manchen der entscheidende Hinweis sein, warum Schule manchmal so mühsam ist. Und der Wink mit dem richtigen Pausensnack, es sich mit dem Lernen leichter zu machen. Sich schlau zu essen.
kampfgeist
Die aktuelle Seite des Hausaufgabenbuchs.
Wenn Sie solche verrückten Biographie-Geschichten schon so oft erlebt haben wie ich, dann können Sie mit Gewissheit sagen, dass die Noten nur eine grobe Richtung des späteren beruflichen Erfolgs abgeben. Und dass die Energie, die ein Mensch aufbringen kann, wenn er etwas erreichen will, das eigentliche Maß der Dinge ist. Kampfgeist. An der Schule auch Biss oder Arbeitshaltung. Einstellung und Wille. In der Mittelstufe oftmals verschüttet. Wenn das Gehirn umgebaut wird, muss man Nachsicht haben. Aber danach muss man genau hinsehen. Die Bissfähigkeit, das ist meine ganz eigene Beobachtung bei so vielen Schülern, mit denen ich weit über die Schule hinaus Kontakt gehalten habe, überdauert alles und ist viel wesentlicher für erfolgreiche Lebenskonstruktionen als die Noten selbst.
Das Blatt der Woche:
Chinesen
Könnte man mit einer Knopfdruck nur eines machen, diese wirre Idee aus allen Schülerköpfen herauszulösen, dass es uncool ist, gut zu sein und sich anzustrengen, dann würde man auf ein vollkommen verändertes Schulleben blicken - bei den selben Lehrern. Würde jeder Schüler, dessen Arbeitshaltung über alle Jahre hinweg mit sehr gut attestiert worden wäre, mit einem 20 000 Euro Startkapital ins Berufsleben belohnt und die Leute mit einer nicht exzellenten Arbeitshaltung gingen leer aus, dann gäbe es kein Sitzenbleiben mehr. Was ich damit sagen will: Dass “Streber” ein gesellschaftlich anerkannter Ausruf ist, andere, auf die man neidisch ist, klein zu machen, ist nicht natürlich. Muss nicht sein. Es könnte ganz anders aussehen, wenn das Umfeld von Schülerinnen und Schülern “in der Schule gut sein und sich dafür ins Zeug zu legen” positiv abspeichern könnte. Mein Tipp aus der Praxis: Locker schaffen das entweder Leute, die schon früh als Persönlichkeiten in der Schule herumlaufen oder Gruppen, die als Gruppe stark genug sind, “Streber”-Rufern ein entspanntes “Spießer” entgegenzusetzen.
Ich habe versprochen, diese Woche etwas im Blog einzusprechen. Persönlich. Zum Thema: Warum man sein Gehirn schon möglichst früh und intensiv benutzen und dies bitteschön bloß nicht auf später verschieben sollte. Ist ja ok. Habe ich gemacht. Allerdings nicht frei. Da sind die Berührungsängste noch zu groß. Es ist immer sehr gewöhnungsbedürftig, sich selbst zu hören. Deshalb habe ich für den Einstieg eine kleine Geschichte genommen, die ich für leistungsschwierige Schüler/innen der 5. und 6. Klasse in der Betreuung eingesetzt habe. Zum Teil sehr erfolgreich, wenn die Idee verstanden wurde. Also: Autorenlesung die Erste:
Ich bitte um Nachsicht.
Der Beitrag zur 11. Woche unterliegt einer leichten Verzögerung, weil die Verlagschefin des Vinclair-Verlags, also meine Tochter, für die ich hier ja inzwischen blogge, gemeint hat, ich solle die Blog-”Filmchen-Beiträge” doch bitte selbst sprechend kommentieren. Also gut, mach ich das eben auch noch. Aber erst morgen. Oder übermorgen. Da habe ich dann doch noch etwas Berührungsängste. Man darf gespannt sein.
Einfach mal fragen
Wie immer zuerst die Seite aus dem Hausaufgabenbuch.
Ja klar, wenn so ein Gehirn eine Frage entwickelt, also alle möglichen Bereiche zusammen schaltet, um einem Problem auf die Spur zu kommen, tut es seinem Besitzer viel Gutes.
Es aktiviert die Synapsen, die für dieses Fachgebiet zuständig sind. Es deaktiviert alle möglichen Spiel- und Spaßsynapsen, die im Unterricht durch das Umfeld oder die eigene Träumewelt lauern. Es schaltet auf Empfang. Es bringt Ernsthaftigkeit ins eigene Lerngeschäft. Es beleuchtet ein zu lösendes Problem von einer noch nicht gefestigten Seite. Es bindet die dann hoffentlich verstandene Lösung in ein Netzwerk von bestehendem Wissen ein. Nur dann hat es Erfolg, Langzeitwissen zu bleiben. Nur Langzeitwissen macht wirklich Sinn. Nicht was ich in einer Klassenarbeit weiß, sondern was ich zu Beginn des nächsten Schuljahres noch weiß, ist von Bedeutung. Leider denken hier immer noch die allermeisten Schüler/innen falsch, weil sie nur in dieser Schiene „Ich muss gute Noten schreiben, damit ich kurzzeitig Erfolg habe“ denken können. Man muss ihnen dabei helfen, über den Tellerrand hinauszusehen. Zu erzählen, dass Fehler machen und Fragen fragen zum Langzeitgeschäft guter Gehirnbildung dazugehört. Und dass das Gehirn nur darauf wartet, zu lernen. Und dass das Fragen, wenn man etwas nicht versteht, eine absolute Pflichtübung für gute Schüler ist.
fehler-machen-dürfen
Verrückte Sache
Fast alle Schüler/innen haben das blöde Gefühl, dass man besser nicht streckt, als einen Fehler zu machen. Würde man sich in einer Klasse aber darauf einigen, dass man Fehler machen darf, dann würden alle in der Klasse bessere Noten schreiben. Wirklich verrückte Sache. Man sollte es zumindest wissen. Und man sollte in der Klasse mal drüber reden.
Wenn jemand Schule machen würde wie er ein neues Computerprogramm erlernt, dann würde er seine schulischen Leistungen nicht wieder erkennen. Trial and error. Bloß kein Handbuch. Lieber tausend Fehler machen und dabei das Richtige selbst herausfinden. Das ist das Größte. Bei neuer Computersoftware. Warum nicht die Schule wie ein großes Computerprgramm sehen, das man mit trial and error professionell meistert.